Die Nacht hat sich mit dunkelrot violett und zartblau in den Himmel hinter der Sonne gekrallt. Die hitzigen Häuserwände lassen keinen Zweifel daran, dass der Tag viel zu heiss war. Die Wenigsten finden den Weg direkt nach Hause. Abendzeichen und Uhrzeit stehen blau. Ich sitze mit einer Flasche Feierabenderfrischung auf der Wiese zwischen dem Feierabendverkehr, Hauswandgrossen Werbetafeln und Blick auf irgendein öliges Gewässer. Weil hier Stadt, und man sowieso alleine ist, wenn man das nicht anders will, sind um mich welche, die das genau so sehen. Wir hören die Vögel immer leiser werden. Schräg rechts gehen einem ganzen Strassenzug nacheinander die Lichter auf, weiter hinten machen Ampeln gleich eine ganze Kreuzung zur Disko mit Orientklängen vom Konstantinopel. Das Autorauschen wird mit gutem Willen und zusammengekniffenen Augen zur Strandbrandung. Die ins Haar gesteckte Sonnenbrille auf der Decke nebenan, wird euphorisch und sagt, etwas zu laut, was von Ibiza, Sangria und Cafe del Mar. Warum auch nicht. Der Moment könnte nicht internationaler sein, und mein Grinsen wenig kosmopolitscher. Für einen Moment vergesse ich sogar meine Funknabelschnurr nach aussen, und verliere mich im rot des letzen bisschens Sonnenhalbkugel. Oben wird aus dem preussischen ein ultramarinblau. Der Tag ist vorbei, aber noch lange nicht zu Ende. Ich wähle Nummern, spreche Sätze, lächele, drücke Tasten, ziehe Strippen und dann falle ich frei in die Nacht. Da hinten leuchtet auf einmal Neonschrift in Orange auf rotem Grund. Da war ich noch nie, aber irgendwie ist klar: Das ist der leuchtende Anfang vom Ende der Nacht. Bar.
von Jan Zabel für lampenfieber