Archiv für den Monat: Juli 2008

Restaurant Simon

Restaurant Simon
Sind ja irgendwie Bilder… warum also keine Bilderleuchten
drüberhängen?


Fünf Sterne für den Betreiber und die Lage und den Mut und die gute Absicht im Sommer direkt am Gipstrapez Tische aufzustellen und sich nicht durch die zahlreich gescheiterten Vormieter abschrecken zu lassen und für das selten schöne Angebot, hier in der Spandauer Vorstadt mit Blick auf die neugestaltete kleine Parkfläche frühvormittags Früchstück anzubieten.

Restaurant Simon

Habe den Wirt zufällig kennengelernt, er stand vor der Tür, ich mit Fahrrad am Schaukasten, wir nickten uns zu, tauschten Blicke [wie das so nur unter Gastronomen der Fall ist], ein Wort ergab das andere und schon hatten wir halb Berlin gastronomisch im Visier.

Restaurant Simon

Nächstens gehe ich mal vorbei und probier‘ die Küche. Für die offene Art und die verwandte Frequenz des Chefs noch einen Zusatzstern.

Restaurant Simon

Restaurant Simon

Quelle: lokalreporter

Neulich im Lampenladen

Entdeckt auf sowas.blueblog.ch

Neulich im Lampenshop…

… stieg mir die, sich mit der sommerlichen Glut zur infernalischen Temperatur verschmelzende Hitze der Leuchtmittel vermutlich zu Kopf, sodass ich mich im Vorhof zur Erleuchtung wähnte, aus dem mich das entnervt dahergeplärrte „Das macht-de nünedriisgfüfzg bitteeh!“ rüde in die bitterkalte Niederung der Realität zurückriss, worauf mir mir bewusst wurde: Wie nahe „Er-“ und „Be-“ doch beieinanderliegen! Und wie himmelschreiend unterschiedlich sie trotz allem sind.
Beleuchtung ist eben nicht Erleuchtung.
Erfahren nicht das gleiche wie befahren,
beschaffen nicht gleich erschaffen
und Erbe sozusagen das Gegenteil von Bebe.
Was es allerdings mit Erbse, Bein, Ernst und Bern auf sich hat, würde ich gern noch wissen. Vielleicht müsste ich mich dazu erneut (beneut?) in den Lampenshop begeben (ergeben?). Am besten (ersten?) wenn’s draussen 39,5° hat…

Wollen Sie damit duschen oder lesen…?

Stehlampe

An einem gut besuchten Samstagnachmittag fiel mir in unserem Geschäft in der Uhlandstraße ein Kunde auf, der völlig in die Betrachtung einer höhenverstellbaren Jugendstil-Stehlampe versunken schien. Nach einer Weile schweigsamer Begutachtung machte er einen beherzten Schritt nach vorn, lockerte die Feststellschraube, schob den beweglichen Teil so hoch wie irgend möglich und fixierte die Lampe wieder. Als er zurücktrat, um sein Werk in Augenschein zu nehmen, zeigte sein Gesicht deutliche Missbilligung.

Bereits einigermaßen alarmiert ging ich auf den Kunden zu, um zu sehen, ob er Fragen hätte. Und die hatte er, denn kaum war ich in seiner Nähe, sah er mich stirnrunzelnd an und fragte: “Höher geht die nicht?“ In unserem Beruf ist eine gewisse Anpassungsfähigkeit unerlässlich, weshalb ich mich kurzerhand dazu entschloss, den Gepflogenheiten des Kunden zu entsprechen und ebenfalls auf irgendwelche Höflichkeitsfloskeln zu verzichten. Deshalb fragte ich schlicht zurück: “Wollen Sie damit lesen oder duschen?“

„Lesen“ war die prompte Antwort des Herrn, und sofort wurde mir klar, dass hier dringender Demonstrationsbedarf bestand. In der Nähe stand ein mit Büchern überladener Stuhl in der Dekoration. Ich schnappte mir die Bücher, ließ sie bis auf eines stapelweise auf den Boden fallen und marschierte mit Stuhl und Buch zurück in Richtung Stehlampe. Dann stellte ich den Stuhl daneben, drückte dem Kunden das Buch in die Hand und formulierte seiner Vorliebe entsprechend knapp: “Hinsetzen. Lesen.“

Er tat wie ihm geheißen und setzte sich in den Stuhl, den Schirm der Lampe Schwindel erregend weit über ihm. Das aufgeschlagene Buch, dass der Kunde auf den Knien balancierte, war von strahlendem Licht erhellt – von so hellem, strahlendem Licht, dass es geradezu darum zu flehen schien, endlich gelesen zu werden. Trotzdem noch nicht hinlänglich überzeugt, streckte der Kunde Rücken und Halswirbelsäule so weit durch, dass ich bereits orthopädische Folgeschäden befürchtete. Ein verzagter Blick nach oben aber verscheuchte schließlich auch seinen letzten Zweifel daran, dass selbst im unwahrscheinlichen Fall eines plötzlichen Wachstumsschubs von einem Meter sein Kopf dem Lampenschirm gefährlich nahe kommen könnte.

Ich brachte die Stehlampe auf ihre ursprüngliche Höhe zurück. Auch dieser letzte Test war in Hinsicht auf Lesbarkeit und Kollisionsgefahr von überzeugendem Ergebnis – und so verließ wenige Minuten später ein zufriedener lächelnder Kunde mit einer wunderschönen Jugendstil-Stehlampe das Geschäft.

Ohne Digicam in Barcelona

Ich war im März diesen Jahres in Barcelona, und das ohne Digicam. Hier deswegen meine schmale Ausbeute an schönen Straßenleuchten und den schönsten Hausflurleuchten der Welt (Änderung meiner Meinung vorbehalten), geschossen mit zwei Einwegkameras und dem Handy meiner Freundin.

Wie gut, dass sich in Barcelona, gerade auf der Diagonal, die schönsten Hausflurlampen in genau den Häusern befinden, die auch die schönsten Schaufenster haben. So hatten meine Freundin und ich immer an fast der gleichen Stelle was zu gucken ;-)

Laterne im Museum Thyssen-Bornemisza
Laterne im Museum Thyssen-Bornemisza

Laterne im Museum Thyssen-Bornemisza
Laterne im Museum Thyssen-Bornemisza


Dreiflammige Wandleuchte auf der Diagonal


Sockelleuchten am Eingang zum Zoo


Standesgemäß beleuchtet


Wandleuchte auf Moserat


Detailaufnahme Jugendstil-Hausflurleuchte


Jugendstil-Hausflurleuchte


Hausflurleuchte auf der Torrent de l’Olla


Wieder mal auf der Diagonal


Auch wieder…


Nicht antik, aber vielflammig


Schlicht und schön


Eingangstor eines Museums nahe der Rambla

Und da ich, wie gesagt, ja so schlecht vorbereitet diese wohl „strahlenste“ Metropole Europas besucht habe, gibt es doch nun einen triftigen Grund, diese nochmal zu besuchen…. ich freu mich drauf.

Kaiser Idell


Kaiser Idell

Das Konzept
Der Name “idell” wurde möglicherweise von „Idee“ und “Dell“ abgeleitet. Ab 1934 entstand in Zusammenarbeit von Christian Dell und der Lampenfabrik Gebr. Kaiser & Co. in Neheim das Arbeitsleuchtenkonzept „KAISERidell“, dem nur wenige, wesentliche Bauelemente zu Grunde liegen. Die Entwicklung folgte schon damals dem heute gebräuchlichen Satz „Form follows function“, und die Kaiser-idell überzeugt deshalb besonders durch ihre formale Geschlossenheit. Seit ihrer Markteinführung im Jahr 1935 gilt sie als außergewöhnlich gelungene Synthese von ästhetischer und technischer Vollendung. Das stromlinienförmige Design erwies sich als zeitlos schön und hat im Laufe der Jahrzehnte nicht an Aktualität verloren.

Dell entwickelte aus dem Grundmodell „idell“ eine komplette Serie von Arbeitsleuchten, die den unterschiedlichsten funktionalen Anforderungen genügen sollte: Neben der „Tischleuchte mit Sockelplatte“ entstanden, zusätzlich zu zweiflammigen Modellen, auch Klemmleuchten mit verschiedensten Befestigungsmodulen, Pendelleuchten mit variablen Schirmgrößen und Scherenleuchten mit Wandbefestigung.

Gestalterische und funktionale Merkmale
Bestimmendes gemeinsames Merkmal aller Modelle ist der aus Stahlblech gefertigte asymmetrisch-runde Lampenschirm mit einem Durchmesser von 28,5 cm, dessen harmonische Form sich im Leuchtenarm wiederfindet. In die ebenfalls aus Metall gefertigte Fassungstülle ist der Schriftzug „ORIGINAL KAISERidell“ geprägt. Die runde Form des Schirms und seine weiße Innenlackierung ermöglichen eine optimale Lichtstreuung. Ursprünglich wurde die Kaiser-Idell in den Originalfarben Schwarz, Schwarzgrün und Elfenbein angeboten. Die Schirme wurden von Hand nasslackiert. Weitere Farben kamen erst ab der fünfziger Jahre hinzu.

Kaiser Idell

Auch die Gelenke der idell sind in Form und Funktion einzigartig und ein wesentliches Merkmal dieser Leuchte. So ist zum Beispiel der Lampenschirm durch ein Kugelgelenk mit dem Leuchtenarm verbunden ; ein Erkennungsmerkmal, dass zu der damaligen Zeit bei keiner anderen Leuchte zu finden war. Das Kabel wird durch die Kugel geführt, um Abschleifungen zu vermeiden. Ganz besonders besticht auch die Anschraubklemme des unteren Kippgelenks, das den Leuchtenarm fixiert: Sie vermittelt optisch einen ebenso eleganten wie robusten Eindruck. Insgesamt zeichnen sich die gestalterisch schlicht gehaltenen Gelenke durch eine ungewöhnliche Flexibilität aus und ermöglichen den außergewöhnlich varationsreichen Einsatz der idell.

Kaiser Idell

Der Leuchtenarm besteht aus handpoliertem Messing. Nach der sorgfältigen Silberverlötung mit den Gelenkteilen wird er im abschließenden Arbeitsgang hochwertig verchromt, ebenso wie sämtliche Gelenke und Verschraubungen der idell.

Kaiser Idell

Aus poliertem und verchromtem Messing besteht auch der Dekorring des runden Leuchtenfußes. Dessen innenliegende Gussplatte gewährleistet die hervorragende Standfestigkeit der idell und vervollkommnet ihr optisches Gesamtbild. Bei einem Gesamtgewicht der idell von ca. 4 Kilo schützt eine dicke Filzschicht unter der Grundplatte des Fußes empfindliche Stellflächen.

In der Lampenfabrik Gebr. Kaiser & Co. wurden die Leuchten fast 50 Jahre lang (bis 1980) in Handarbeit hergestellt. Schriftliche Unterlagen zum Entwicklungs- und Produktionsprozess der idell bei Kaiser & Co. existieren heute nicht mehr, weshalb auch die genauen Verkaufszahlen unbekannt sind. Die idell-Leuchten sind inzwischen begehrte Sammlerstücke. Mit viel Glück findet man sie heute vereinzelt noch auf Flohmärkten oder Internetauktionen.

Kommissarleuchte

Weitere Fotos:
flickr

Berlin im Licht

Sonderausstellung der Stiftung Stadtmuseum Berlin
vom 24. Juni 2008 bis 1. Februar 2009 anlässlich des
Jubiläums „100 Jahre Märkisches Museum“.
im Licht. Die Schau unternimmt einen Streifzug durch Berlins Kulturgeschichte der letzten einhundert Jahre aus der Perspektive
einer technischen Innovation: der Erfindung des künstlichen Lichts.

Kunstlicht hat die Stadt mit ihrer Architektur und ihrem Charakter als Lebensraum mit eigenem Sozialgefüge wesentlich verändert.
Es prägte maßgeblich die neue Arbeitswelt, die Berliner Kunst und Kultur – nicht zuletzt in Film und Theater – und „beleuchtete“ vor
allem die eigene wechselvolle politische Geschichte. Künstliches Licht inszeniert bis heute das urbane Berlin zur „Lichtlandschaft“.
Mit Bezügen zur Vorgeschichte der Beleuchtung, der Einführung der ersten öffentlichen Beleuchtung durch den Großen Kurfürsten 1680, der ersten industriellen Beleuchtung – der Gasbeleuchtung – der städtischen Elektrifizierung bis hin zu aktuellen optischen Technologien am Innovationsstandort Berlin zeichnet die Ausstellung ein breit angelegtes kultur- und zeithistorisches Berlin-Panorama. Lichtkunst-Installationen internationaler Künstler feiern die Jubiläumsarchitektur. Das Stadtmuseum Berlin begleitet seine Ausstellung mit einem umfangreichen Rahmenprogramm.

Quelle: http://www.stadtmuseum.de/berlinimlicht/

RUNDGANG

Luzette
Luzette, um 1910, von Peter Behrens;
Link: Schwedisches Elektrikmuseeum (Fotos und Prospekte zur Luzette)

Luzette
AEG-Sparbogenlampe, 1907-1914; Nachbau mit einigen Originalteilen von Peter Behrens;

Peter Behrens
Peter Behrens (1868-1940), gemalt von Max Liebermann (1847-1935);

Peter Behrens übernahm 1903 die Leitung der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule. Vermutlich holte ihn Paul Jordan, einer der AEG-Direktoren, nach Berlin, wo Behrens 1907 als Künstlerischer Beirat der AEG die Gestaltung der AEG-Produkte übernehmen und die AEG-Werbung neu konzipieren sollte. Er entwickelte ein einheitliches Erscheinungsbild nicht nur für die technischen Erzeugnisse der AEG, sondern auch für die Firmengrafik.

Shell-Haus
Sechsflammiger Hängeleuchter mit Röhrenlampen (Soffitten) aus dem Shell-Haus, um 1930, von Emil Fahrenkamp;

Unten: Gepriesen wurde sowohl das angenehme, blendungsfreie Licht als auch das ästhetische Äußere der Speisezimmerkrone. Bei einem Gesamtpreis zwischen 30 und 350 Reichsmark war ihr Erwerb breiteren Bevölkerungsschichten möglich. Ausführung: Messing, gegossen bzw. gedrückt, braun patiniert. Igelitschirm, Alabasterschalen, Kunststoffblende mit Textilkordel.

Speisezimmerkrone
Neunflammige elektrische Speisezimmerkrone mit fünf Alabasterschalen um 1930;

Unten: Öllaterne, die für den Betrieb auf Gas umgerüstet wurde. Die Aufsatzlaterne ist nicht durch einen Beschlag (Bügel, Horn) auf dem Mast montiert, sondern ruht in einer Schlitten- bzw. Korbkonstruktion (basket cradle), die es ermöglichte, die Laterne zur Reparatur oder Wartung komplett herauszunehmen. Ausführung: Kupferblech schwarz lackiert, Eisenprofile, geschmiedet.

Gaslaterne London
Camberwell-Laterne, ab ca. 1800 in England produziert;

Unten: Ausführung des Originals: Industrie- Bergwerk- und Eisenbahnbedarf (IBB), Berlin (Inh. Wilhelm Rittershausen); Rieth & Sohn, Berlin; Benteler Werke, Bielefeld (Maste); AEG, Berlin; Berger & Weiser, Pößneck(?) (Leuchten einschließlich Optik).
Originalgetreuer Nachbau: Franz R. Conrad GmbH, Berlin (Construktions-Licht), 1995 und 1975 bis heute.

Doppelausleger
Doppelausleger mit Konsolenträgern und zwei Aufsatzleuchten, 1939;

Unten: Die klassisch-moderne BAMAG U7 erlebte ihre Blütezeit in den 1950er Jahren zunächst in Berlin. Von der zeitlos schönen, eleganten Form sind gegenwärtig bei der öffentlichen Beleuchtung Berlins noch ca. 30.000 in Betrieb, vorwiegend in Wohn-, Seitenstraßen und Parks. Ausführung: Brenner: vierflammig/hängend; Haube Aluminium Natur; Glasglocke Borosilikatglas; Glühkörper 1562 am Ring; Reflektor weiß emailliert; Leuchtenfuß Stahl feuerverzinkt, Stahlrohre, feuerverzinkt.

Doppelausleger
Aufsatzleuchte BAMAG U7, 1920er Jahre, Produktion nach 1950

Christian Dell


Christian Dell

Christian Dell

Quelle: wikipedia.de

Christian Dell wurde 1893 in Offenbach am Main geboren. Von 1907 bis 1911 ließ er sich bei J. D. Schleißner in Hanau zum Silberschmied ausbilden. Parallel zu dieser handwerlichen Ausbildung besuchte er die Zeichenakademie Hanau. Er vollendete seine Ausbildung 1912 bis 1913 als Student Henry van de Veldes an der Großherzoglich Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar.

Von 1918 bis 1920 arbeitete er als Geselle und Silberschmiedemeister für Hestermann & Ernst in München und ging anschließend in die Silberschmiede Emil Lettrés in Berlin. Anschließend kehrte er nochmals für ein Jahr an die Zeichenakademie Hanau zurück.

Im Anschluss an seinen Militärdienst war er von 1922 bis 1925, in enger Zusammenarbeit mit László Moholy-Nagy, Werkmeister der Metallwerkstatt am Bauhaus Weimar. Schon in dieser Zeit entstanden viele Entwürfe für Büro- und Arbeitsleuchten aus Metall, die von überflüssigen Schnörkeln befreit waren. 1926 wurde ihm die Leitung der Metallwerkstatt der Frankfurter Kunstschule übertragen, und Dell entwickelt die Tischlampe „Rondella-Polo“ und die Idee zum multifunktionalen System der „Idell“-Serie. Zum Ende des Jahrzents begann Dell, Harnstoffharze (Aminoplaste) und Bakelit zu nutzen. Nicht zuletzt die neuartige Verwendung bekannter Werkstoffe macht ihn zu einem Vorreiter des Kuntstoffdesigns.

Seine akademische Laufbahn wurde 1933 jäh durch seine von den Nationalsozialisten veranlasste Entlassung aus der Kunstschule beendet. Trotz mehrerer Angebote von Walter Gropius, in die USA zu emigrieren, entschied sich Dell dafür, in Deutschland zu bleiben. Er intensivierte seine Arbeit an Beleuchtungskörpern, die er nun unter anderem auch für die Lampenfabrik Gebr. Kaiser & Co. in Neheim-Hülsten entwarf. Auch die Firmen Rondella und Koranda, später gefolgt von Bünte & Remmler, starteten mit der Massenproduktion seiner Leuchten.

Christian Dell kehrte in späteren Jahren zu seinen handwerklichen Wurzeln zurück, um Silberwaren herzustellen und ein Juweliergeschäft aufzubauen, das er von 1948 bis 1955 in Wiesbaden führte. Seinen Lebensabend verbrachte er bis zu seinem Tode im Jahr 1974 in privater Zurückgezogenheit.

Schöne, fast antike Tischlampe

Gestern kam eine ältere Dame mit einer Lampe in den Laden, um sie überholen zu lassen. Sie stellte eine großen Tasche auf den Verkaufstisch, entnahm ihr behutsam ein mittelgroßes Bündel und legte es vorsichtig vor sich. Als sie den Stoff zurück schlug und das Bündel öffnete, wurde eine Tischlampe mit gebogenem Arm enthüllt.

Sie erzählte, dies sei eine antike Lampe, die sie in einem kleinen Antiquitätenladen in Schöneberg erstanden habe. Die Lampe war ihr ganzer Stolz, und etwas nervös bat sie uns um eine sanfte Generalüberholung und wies uns auf das bereits recht poröse Textilkabel hin. Ich versprach ihr, die größtmögliche Vorsicht walten zu lassen, nahm das gute Stück zur Durchsicht entgegen und nannte ihr einen Abholtermin.

Tischelampe
Fast antik

Antik. Hm. Schon auf den ersten Blick war mir klar, dass es sich um eine aus diversen Teilen unterschiedlicher Herkunft zusammengebastelte Lampe handelte. Die einzige Verbindung zwischen den Komponenten war, dass sie alle aus Messing bestanden. Der Arm bestand aus einem gebogenen Messingrohr und war recht neu. Den Fuß bildete ein verzierter Baldachin, der der Standfestigkeit wegen mit Blei ausgegossen war. Einen Baldachin kann man eigentlich fast als das Gegenstück zum Lampenfuß bezeichnen – das ist nämlich der Teil einer Deckenlampe, der den Abschluss zur Zimmerdecke bildet.

Tischelampe Detail 01
Fuss
Tischelampe Detail 02
Fassung
Tischelampe Detail 03
Arm

Die Fassung aber hatte eine Besonderheit: Im Gewindebereich war ein englischer Schnippschalter angebracht, den man in Deutschland nicht verwendet hat. Das ließ immerhin Rückschlüsse auf die Herkunft der Fassung zu.

Am interessantesten für mich an dieser Lampe war, dass sie mich auf schöne Weise an meine Pionierjahre im Lampengeschäft erinnerte. Zu dieser Zeit nämlich fertigte ich meine ersten Lampen auf genau diese Weise an. Ich stöberte mich durch alle Winkel Berlins, immer auf der Suche nach schönen, alten Lampen oder Lampenteilen, die ich auseinander-, zusammen- und umbauen könnte.

Tischelampe
Fassung mit englischem Schalter

Besonders gern erinnerte ich mich daran, Gaslampen neu aufgebaut zu haben. Gaslampen kamen ursprünglich „direkt aus der Wand“ – ihr Arm war die Verbindung zwischen der in der Wand verlaufenden Gasleitung und dem Lampenschirm, dem er das Gas (regelbar) zuführte. Um das deshalb fehlende Rückteil herzustellen, verwendete ich die Baldachine von anderen Lampen – genau wie bei der „antiken“ Tischlampe der älteren Dame. Manche Kunden bemerkten den Unterschied zwischen Lampe und Rückteil und beklagten sich darüber, dass ich diese Lampen doch dann nicht mehr „alt“ nennen könne. Ich bot ihnen dann gerne an, das Rückteil wieder zu entfernen, damit sie eine originale Gaslampe mit nach Hause nehmen konnten. Sie müssten dann ja nur noch ein Loch in die Gasleitung bohren und sie mit der Lampe verbinden. Glücklicherweise sah in dem Moment dann wirklich jeder ein, dass genau diese antike Lampe niemals als vollständig antik in Gebrauch genommen werden könnte.

Tischelampe
Baldachin; hier: Lampenfuß

Als die ältere Dame wieder in den Laden kam, übergab ich ihr, liebevoll generalüberholt, ihre „antike“ Tischlampe. Über die wahren, verschlungenen Pfade ihrer Herkunft beschloss ich zu schweigen. Warum ihr die Freude über etwas nehmen, was in meinen Augen genau diese Freude wert war? Glücklich nahm sie also das gute Stück entgegen und trug es voller Stolz nach Hause.

Tischelampe
Lötstelle neues Messingrohr an ursprünglichem Kippgelenk

Und – wer immer schöne Lampenteile zu Hause hat oder sich vielleicht auf einem Flohmarkt in eines verliebt: Lampen Lee hat eine besonders große Auswahl an Lampenzubehör und Lampenersatzteilen, aus denen wir ihnen sehr gern ihre fast ;) antike Wunschlampe fertigen.

lichtan in London 2008

In Europa ist London für jeden Laternenbegeisterten das, was Barcelona für Hausflurleuchten ist (dazu hier mehr).

Meine Woche Urlaub in London war geprägt vom vielen Stehenbleiben an Straßenecken und dem Fotografieren von nicht unbedingt touristenüblichen „strahlenden“ Sehenswürdigkeiten.

Kaufhaus auf der Bondstreet
Kaufhaus auf der Bondstreet

Detailansicht Fackel
Detailansicht Fackel

Unten: An dieser Laterne am White Lion hat mir die Halterung imponiert, denn ihre Konstruktion besteht nicht wie üblich aus einem Arm, sondern aus zwei gebogenen Armen, die fast einen Halbkreis ergeben.

Laterne am White Lion
Laterne am White Lion

Unten: Mein Favorit, die Aussenleuchten an The Photographers´Gallery, Great Newport Street

klobig und kchlicht
klobig und schlicht

Unten:Die Leuchten im Harrods in London

Unten:Zufällig in einem Doppeldeckerbus sitzend, auf dem Weg zu einem Freund den ich nach 10 Jahren ohne Kontakt in London unangemeldet besuchen wollte, halten wir an einer Ampel genau vor diesem Schrottplatz (klasse Bild)….. tja mein Kumpel wohnt dort natürlich nicht mehr. Also Karl wenn du das hier liest melde dich: borris[dot]haering[at]lampen-lee-berlin[dot]de


Friedhof der Laternen