Gestern kam eine ältere Dame mit einer Lampe in den Laden, um sie überholen zu lassen. Sie stellte eine großen Tasche auf den Verkaufstisch, entnahm ihr behutsam ein mittelgroßes Bündel und legte es vorsichtig vor sich. Als sie den Stoff zurück schlug und das Bündel öffnete, wurde eine Tischlampe mit gebogenem Arm enthüllt.
Sie erzählte, dies sei eine antike Lampe, die sie in einem kleinen Antiquitätenladen in Schöneberg erstanden habe. Die Lampe war ihr ganzer Stolz, und etwas nervös bat sie uns um eine sanfte Generalüberholung und wies uns auf das bereits recht poröse Textilkabel hin. Ich versprach ihr, die größtmögliche Vorsicht walten zu lassen, nahm das gute Stück zur Durchsicht entgegen und nannte ihr einen Abholtermin.
Fast antik
Antik. Hm. Schon auf den ersten Blick war mir klar, dass es sich um eine aus diversen Teilen unterschiedlicher Herkunft zusammengebastelte Lampe handelte. Die einzige Verbindung zwischen den Komponenten war, dass sie alle aus Messing bestanden. Der Arm bestand aus einem gebogenen Messingrohr und war recht neu. Den Fuß bildete ein verzierter Baldachin, der der Standfestigkeit wegen mit Blei ausgegossen war. Einen Baldachin kann man eigentlich fast als das Gegenstück zum Lampenfuß bezeichnen – das ist nämlich der Teil einer Deckenlampe, der den Abschluss zur Zimmerdecke bildet.
Fuss
Fassung
Arm
Die Fassung aber hatte eine Besonderheit: Im Gewindebereich war ein englischer Schnippschalter angebracht, den man in Deutschland nicht verwendet hat. Das ließ immerhin Rückschlüsse auf die Herkunft der Fassung zu.
Am interessantesten für mich an dieser Lampe war, dass sie mich auf schöne Weise an meine Pionierjahre im Lampengeschäft erinnerte. Zu dieser Zeit nämlich fertigte ich meine ersten Lampen auf genau diese Weise an. Ich stöberte mich durch alle Winkel Berlins, immer auf der Suche nach schönen, alten Lampen oder Lampenteilen, die ich auseinander-, zusammen- und umbauen könnte.
Fassung mit englischem Schalter
Besonders gern erinnerte ich mich daran, Gaslampen neu aufgebaut zu haben. Gaslampen kamen ursprünglich „direkt aus der Wand“ – ihr Arm war die Verbindung zwischen der in der Wand verlaufenden Gasleitung und dem Lampenschirm, dem er das Gas (regelbar) zuführte. Um das deshalb fehlende Rückteil herzustellen, verwendete ich die Baldachine von anderen Lampen – genau wie bei der „antiken“ Tischlampe der älteren Dame. Manche Kunden bemerkten den Unterschied zwischen Lampe und Rückteil und beklagten sich darüber, dass ich diese Lampen doch dann nicht mehr „alt“ nennen könne. Ich bot ihnen dann gerne an, das Rückteil wieder zu entfernen, damit sie eine originale Gaslampe mit nach Hause nehmen konnten. Sie müssten dann ja nur noch ein Loch in die Gasleitung bohren und sie mit der Lampe verbinden. Glücklicherweise sah in dem Moment dann wirklich jeder ein, dass genau diese antike Lampe niemals als vollständig antik in Gebrauch genommen werden könnte.
Baldachin; hier: Lampenfuß
Als die ältere Dame wieder in den Laden kam, übergab ich ihr, liebevoll generalüberholt, ihre „antike“ Tischlampe. Über die wahren, verschlungenen Pfade ihrer Herkunft beschloss ich zu schweigen. Warum ihr die Freude über etwas nehmen, was in meinen Augen genau diese Freude wert war? Glücklich nahm sie also das gute Stück entgegen und trug es voller Stolz nach Hause.
Lötstelle neues Messingrohr an ursprünglichem Kippgelenk
Und – wer immer schöne Lampenteile zu Hause hat oder sich vielleicht auf einem Flohmarkt in eines verliebt: Lampen Lee hat eine besonders große Auswahl an Lampenzubehör und Lampenersatzteilen, aus denen wir ihnen sehr gern ihre fast antike Wunschlampe fertigen.